Montage AV
Bilder und Stimmen aus der arabischen Region werden im Ausland und vor allem im deutschsprachigen Raum bislang kaum wahrgenommen. Das dortige Filmschaffen ist zwar häufig bei großen internationalen Festivals präsent und ähnlich dem persischen Kino auf wichtige Preise abonniert, aber nur wenige erreichen eine reguläre Kinoauswertung oder die Ausstrahlung im Fernsehen. Entsprechend enthält der filmwissenschaftliche Kanon ein übersichtliches Korpus, das fast reflexartig zu der Feststellung führt, eine ernstzunehmende wissenschaftliche Beschäftigung sei aufgrund der westlichen Dominanz sowohl bei der Historiografie als auch bei der Theoriebildung äußerst schwierig, das öffentliche Interesse an einer solchen Forschung gering.
Die Wurzeln der arabischen Filmhistoriografien liegen meist in den politischen Befreiungskämpfen im Zuge der Dekolonialisierung. Dies kann zumindest als kleine Gemeinsamkeit des sonst sehr heterogenen Gegenstands gesehen werden. Verschiedene Kulturen und Bevölkerungsgruppen, stark divergierende Regierungs- und Gesellschaftsformen sowie sprachliche Unterschiede sind bezeichnend für ‹die› arabische Kultur, was entsprechend auch für das Filmschaffen gilt.
Diese Ausgabe von Montage AV möchte solchen Abwesenheiten gegensteuern und greift die Vielfalt des arabischen Filmschaffens auf. Sich der Heterogenität des Gegenstands bewusst, hinterfragt das Heft nationale Zuschreibungen, Auswirkungen auf das Kulturschaffen seit den arabischen Aufständen, bespricht neue wie auch fast vergessene historische Filme, die bislang trotz ihrer Relevanz kaum in einschlägigen Forschungsapparaten vorkommen.
Außerhalb des Themenschwerpunkts startet dieneue Reihe «Feministische Perspektiven», mit der jüngeren Ansätzen der feministischen Filmtheorie von nun an ein fester Platz in der Montage AV eingeräumt wird.
248 Seiten, Brosch.
Verlag: Inhalt-Editorial